Arlington Street Church, Boston

Die Arlington Street Church steht, wie der Name schon sagt, in der Arlington Street, direkt am Public Garden 64. Ursprünglich war die Gemeinde im heutigen Financial District angesiedelt - Anstelle der alten Kirche steht dort heute die Bank of Boston.

Die Gemeinde wurde 1729 gegründet; die Presbyterianer trafen sich zunächst in einer umgebauten Scheune in der Federal Street, welche damals noch Long Lane hieß. Daher wurde die Scheune auch als Long Lane Meeting House bekannt. Ein paar Jahre später riss man die Scheune ab und errichtete an der gleichen Stelle eine Kirche: Sie spielt in der Geschichte des Landes eine wichtige Rolle: im Jahr 1787 wurde hier die Verfassung der Vereinigten Staaten für den Staat Massachusetts in Kraft gesetzt. Auf Grund dieses wichtigen Ereignisses benannte man die Straße in Federal Street um. Die Kirche wurde bekannt als "The Federal Street Church".

Die Gemeinde wuchs stetig an und die Gegend um die Kirche wurde zunehmend für gewerbliche Zwecke genutzt. Daher entschied man sich, in die gerade entstandene Back Bay 67 umzuziehen. Dort errichtete man eine neue Kirche - die Arlington Street Church. Das Gebäude wurde anno 1861 fertiggestellt und steht, wie viele andere Gebäude in der ehemals sumpfigen Back Bay 67, auf Pfählen. Der Architekt Arthur Gilman orientierte sich beim äußeren Erscheinungsbild der Kirche an der "St. Martin in the Fields" in London: Die Mauern der Arlington Church sind aus braunem Sandstein und der Kirchturm ist zirka 60 Meter hoch. Die 16 Kirchturmglocken wurden im Jahr 1960 restauriert und werden noch per Hand geläutet.

Die Arlington Street Church

Das Innere der Arlington Street Church ist hell und freundlich. Korinthische Säulen, große Bögen und stuckverzierte Decken erinnern an italienische Kirchen. Sehenswert sind die 16 Fenster aus Tiffany-Glas - Die ursprünglich klaren Scheiben wurden ab dem Jahr 1898 durch die kunstvoll und aufwändig gearbeiteten Fenster ersetzt, deren biblische Szenen man auch heute noch bestaunen kann.

Die ehemals presbyterianische Gemeinde der Arlington Street Church wand sich im Laufe ihres Bestehens dem unitarischen Glauben zu. An diesem Wandel war Reverend William Ellery Channing maßgeblich beteiligt: Er war in den Jahren von 1803 bis 1842 als Pfarrer in der Gemeinde tätig und ein wichtiger Mann der Unitarier.

Gegenüber der Arlington Street Church steht im Public Garden 64 ein anno 1903 zu seinen Ehren errichtetes Denkmal. Der Unitarismus, welcher sich vor allem durch den Glauben an das Gute im Menschen auszeichnet, erhielt langsam aber stetig mehr Zulauf: Bald gründeten sich im gesamten Land neue Gemeinden.

Die Unitarier glauben an die Einheit von Gott, Mensch und Natur und an die menschliche Vernunft. Sie lehnen religiöse Dogmen strikt ab und glauben an Gleichheit, Gerechtigkeit, Frieden und die gegenseitige Akzeptanz. Bereits Reverend Channing versuchte einen fortschrittlichen Glauben zur praktizieren, und auch heute setzt man in der Arlington Street Church deutliche Zeichen für eine liberale Religion: Im Mai 2004 wurde in der Arlington Street Church – erstmalig in Amerika - ein homosexuelles Paar mit kirchlicher und staatlicher Bewilligung getraut.