Lexington, Boston

Das verträumte Örtchen Lexington liegt zirka eine halbe Autostunde nordwestlich von Boston. Dieser typisch amerikanische Vorort ist eine beliebte Wohngegend der etwas betuchteren Bevölkerung. In Lexington geht es beschaulich zu: Kinder tummeln sich im städtischen Pool, die Highschool-Footballmannschaft trainiert auf dem Sportplatz und sonntags treffen sich die Menschen in einer der zahlreichen Kirchen zum Gottesdienst.

Anno 1642 gegründet, hat Lexington heute eine Einwohnerzahl von zirka 30.000 Menschen. Stolz sind die Bewohner aber nicht nur auf die hervorragende Infrastruktur, sondern auch auf die reiche historische Vergangenheit und Bedeutung ihres Ortes. So fiel auf dem Lexington Green am Morgen des 19. April 1775 der erste Schuss des Unabhängigkeitskrieges gegen England. Am Abend zuvor hatten sich bereits 75 so genannte Minuteman in der Buckman Tavern in Lexington versammelt. Diese Bürgermiliz erhielt ihren Namen, da sie angeblich innerhalb von Minuten einsatzbereit war. Durch den Kurier Paul Revere waren die Minutemen bereits gewarnt und erwarteten die britischen Truppen.

Die im 17. Jahrhundert erbaute Buckman Tavern befindet sich in unmittelbarer Nähe des Lexington Green und ist heute ein Museum: Hier sind Exponate rund um die Schlacht ausgestellt, darunter die alte Eingangstür der Kneipe, die ein stattliches Einschussloch aufweist. Außerdem kann man sich im Schankraum, der wieder im alten Glanz des Jahres 1775 erstrahlt, auf Zeitreise begeben. Das Gasthaus wurde um 1690 von Benjamin Muzzey erbaut, der es für viele Jahre führte. Während des Unabhängigkeitskrieges war die Taverne im Besitz der Ur-Urenkelin Muzzeys und deren Ehemann John Buckmann - Dieser war Mitglied der Lexington Minuteman Company. So ist es nicht verwunderlich, dass die Buckmann Tavern ein beliebter Treffpunkt der Minuteman war – das Gasthaus avancierte schnell zu der am meistbesuchtesten Kneipe im Lexington des 18. Jahrhunderts.

Aufwendiges Fensterbild im National Heritage Museum

Die Football-Mannschaft der Highschool

In Lexington leben vor allem wohlhabende Familien

Das Hancock-Clarke House in der Lexingtoner Hancock Street ist ein nicht minder geschichtsträchtiger Ort des Unabhängigkeitskrieges der Jahre 1775 bis 1783: In diesem Gebäude hielten sich die Freiheitskämpfer John Hancock und Samuel Adams unmittelbar vor der Schlacht auf. Heute befindet sich im Hancock-Clarke House ebenfalls ein Museum, in dem die originalen Möbel sowie Porträts der ehemaligen Bewohner zu sehen sind.

Im Jahre 1698 errichtete der Geistliche John Hancock an dieser Stelle zunächst ein kleines Haus - Sein Sohn Thomas, ein wohlhabender Bostoner Kaufmann, vergrößerte das Haus 40 Jahre später. Anno 1752 wurde das Haus an den Pfarrer Jonas Clarke verkauft, der hier mit seiner Frau und seinen zwölf Kindern lebte. Am Abend des 18. April waren der Enkel vom Erbauer des Hauses, der ebenfalls John Hancock hieß, und Samuel Adams zu Gast bei der Familie Clarke - Sie versteckten sich hier vor den britischen Truppen. Eben dieser John Hancock sollte es später als erster Unterzeichner der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung und als Gouverneur von Massachusetts zu Berühmtheit bringen. Er hatte selbst einige Jahre seiner Kindheit in dem Haus seines Großvaters verbracht.

Jedes Jahr wird am Patriot’s Day, dem Montag, der dem 19. April am nächsten liegt, dieser ersten Schlacht des Unabhängigkeitskrieges gedacht. Dann wird das Ereignis am frühen Morgen auf dem Lexington 106 Green nachgestellt – alle der Schauspieler tragen historische Kostüme, sodass man sich wirklich in eine andere Welt versetzt fühlt. Der kleine Ort Lexington 106 pulsiert an diesem Tag und man feiert sich mit Stapeln von pancakes – den traditionellen amerikanischen Pfannkuchen - und jeder Menge Trubel selbst.

Geschichtsträchtiger Ort: Das Hancock-Clarke House

Traditionell: Pancakes zu den Feierlichkeiten am Patriot's Day

Nationalstolz zum Patriot's Day in Lexington

Um nach Concord zu gelangen, folgt man der Route 2A nach Westen: Zirka zehn Autominuten von Lexington 106 entfernt befindet sich der Minuteman National Historical Park. Im Battle Road Visitor Center erhält man interessante Informationen zum Park und kann sich eine Ausstellung über die Kämpfe des Unabhängigkeitskrieges der Jahre 1775 bis 1783 ansehen.

Meilenstein zwischen Concord und Lexington

Eine alte Brücke führt über den Concord River

Eingang zum Sleepy Hollow Cemetary

Zum Minuteman National Historical Park gehört unter anderem die Old North Bridge: Hier hatten sich ebenfalls Bürgermilizen formiert, die den Briten erheblichen Schaden zufügten. Der berühmte amerikanische Dichter Ralph Waldo Emerson verfasste anno 1837 ein Gedicht zur Schlacht an der Old North Bridge – die "Concord Hymne". Auch in Concord werden am Patriot’s Day die folgenschweren Ereignisse nachgestellt. An der Brücke steht ein von Daniel Chester French – von ihm stammt auch die berühmte Lincoln Statue - geschaffenes Denkmal für die Minuteman.

In unmittelbarer Nähe der Old North Bridge befindet sich das Old Manse 104, ein kleines Haus, in dem erst Ralph Waldo Emerson und später der Schriftsteller Nathaniel Hawthorne Jahre lebte. Das Haus wurde im Jahr 1770 von William Emerson gebaut, dem Großvater von Ralph Waldo Emerson.

Auf dem Sleepy Hollow Friedhof 105 an der Bedford Road liegen viele berühmte Denker und Dichter Neuenglands begraben: Man kann hier Nathaniel Hawthorne, Ralph Waldo Emerson, Henry David Thoreau und Louisa May Alcott seinen Tribut zollen.

Das Orchard House an der Lexington 106 Road 399 gehörte der Familie von Louisa May Alcott - Sie ist die Autorin des in den USA sehr bekannten Jugendbuchs "Little Women", das über das Leben einer Familie in Concord erzählt. Nur wenige Schritte entfernt steht das Haus "The Wayside": Hier lebte Nathaniel Hawthorne bis zu seinem Tod im Jahr 1864. Er hatte das Haus anno 1852 von dem Philosophen Amos Bronson Alcott gekauft, welcher mit seiner Familie in das Orchard House umzog. Hawthorne lebte hier mit seiner Frau Sophia und seinen drei Kinder bis zu seinem Tod im Jahr 1864. Anschließend hatte das Haus wechselnde Besitzer, bis anno 1963 zum National Historic Landmark erklärt wurde.